Gedanken zum Leben mit und FÜR einen EPI-Hund

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Marilyn
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Gedanken zum Leben mit und FÜR einen EPI-Hund

Beitrag von Marilyn »

Wie fange ich an?

Oktober 2019 --> wir werden mit dem ersten Anfall unserer Marilyn konfrontiert. Da eine unserer verstorbenen Hündinnen schon mindestens 1 epileptischen Anfall hatte (wg. Krankheit) war mir sofort klar, was los ist. Dennoch war mir damals nicht mal im Ansatz klar, was alles auf uns zukommen würde und vor allem, wie sehr sich unser Leben verändern würde. Und das war letztendlich auch gut so :e_smile:.
Wir hofften darauf, dass es bei einem Anfall bleiben würde. Und es sah erst auch ganz gut aus. Aber leider sollte es nicht so sein.
Auf uns zu kamen eine ganze Reihe Untersuchungen die viel Zeit und auch einiges an Geld verschlungen haben. Nur um am Ende zu erfahren: Marilyn ist kerngesund ... bis auf eben diese Epilepsie.

Ich verbrachte sehr viel Zeit damit zu recherchieren, nach Ursachen zu suchen und einzugrenzen. In der Zwischenzeit folgte ein Anfall nach dem anderen und jedes Mal wurde unsere Hoffnung zerstört, dass wir die Ursache gefunden und es durch Abstellen dieser Ursache besser werden würde.
Wir mussten in die Medikamententherapie einsteigen und wir wurden plötzlich damit konfrontiert unsere Marilyn pünktlich im Grunde ein Narkosemittel (Phenobabiturat) zu geben. Wir fühlten uns sowas von schlecht unserer Hündin so ein Gift zumuten zu müssen. Aber es gab keine andere Möglichkeit. Denn die Alternative wäre u.U. ein Status Epilepticus zu riskieren, der am Ende lebensbedrohlich ist.
Damit ging es eigentlich los mit der Odyssee. Zum einen was Tierärzte anging zum anderen auch bezüglich Medikamente. Meine eh schon kritische und skeptische Haltung Tierärzten gegenüber wurde leider in dem einen oder anderen Fall erneut bestätigt. Am Ende stand wieder die Feststellung, dass man als Besitzer selbst recherchieren und sich informieren muss, weil TÄ leider mit Epilepsie schnell an ihre Grenzen kommen.

Inzwischen sind mehr als zwei Jahre vergangen und wir sind zwar durchaus Schritte weitergekommen. Letztendlich ist unsere Marilyn aber leider noch immer nicht stabil und gut medikamentös eingestellt.

Unser Leben hat sich in den zwei Jahren komplett verändert. Wir können unser Mädel kaum alleine lassen, müssen ständig unsere Termine um sie herum organisieren. Alles was ihr Stress bereitet, versuchen wir zu vermeiden. Wandern, Rennbahntraining, Treffen mit anderen Hunden, all das geht nur noch in homöopathischen Dosen. Unser Leben spielt sich fast ausschließlich um unsere Marilyn ab. Und dabei müssen wir ganz extrem darauf achten, dass unsere beiden anderen Hunde nicht unter die Räder kommen. Denn auch sie haben ihre Bedürfnisse die wir erfüllen möchten soweit es uns möglich ist. Urlaub ist auch nur noch sehr schwer möglich. Bereits die Anfahrt zum Urlaubsort ist mit Risiken verbunden. Schafft sie die Fahrt ohne Anfall? Und da wir Camper sind ist auch die Umstellung von Alltag in den Urlaubsmodus für sie extrem stressig. Denn Epileptiker sind überwiegend auch Autisten sprich, sie brauchen die Routinen. Abweichungen bedeuten Stress und Stress löst hinwieder Anfälle aus. Und ständig begleitet uns im Alltag die Sorge, bekommt sie jetzt wieder einen Anfall? Inzwischen erkennen wir die kleinsten Veränderungen an ihrem Verhalten. Ist sie agil und wild ist das zwar erst mal erfreulich, aber meist sind das Vorboten für einen Anfall. Ist sie zu schläfrig und teilnahmslos ist das auch oft ein Vorbote für einen Anfall. In der Nacht wacht man bei jedem Schmatzen auf und lauscht, ob was folgt. Man ist ständig auf Hab Acht. Man ist eigentlich oft nicht mehr wirklich entspannt. Das wird zwar besser, wenn die Pausen wieder etwas länger werden. Aber man beobachtet sie mehr als die anderen Hunde.
Dies alles kostet sehr viel Kraft und Energie. Zeitweise fühlt man sich, als ob man nur noch auf Sparflamme leben würde. So unfrei ist das Leben mit einem Epileptiker zumindest solange dieser noch nicht gut medikamentös eingestellt ist.
ABER ... wir gehen den Weg immer weiter mit ihr und wir geben nicht auf. Für uns ist Marilyn, wie die anderen Hunde auch, ein Familienmitglied das unsere Fürsorge benötigt und auch bekommt. Ich weiß noch, ihre Züchterin, die uns noch nicht kannte fragte eine gemeinsame Freundin, ob sie uns einen Hund anvertrauen können. Diese sagte wortwörtlich: "Sie tragen Deine Hündin auf Händen". Ja, das passt. Egal was passiert, wir kämpfen weiter. Nicht weil wir müssen, sondern weil wir sie lieben.
Und irgendwann sieht man auch mal Licht am Ende des Tunnels. Wir wachsen an unseren Aufgaben. Und jeder einzelne Hund in unserem Leben hat mit uns etwas gemacht, uns vor allem auch positiv beeinflusst. Marilyn kam nicht umsonst zu uns. Genau wie jeder unserer Hunde nicht grundlos zu uns kamen. Oft habe ich mir die Frage gestellt, warum ausgerechnet wir jetzt einen Hund mit Epilepsie haben. Aber diese Frage wird nie beantwortet werden können. Es hat einfach so sein müssen.
Deshalb hat sie bestimmt ihren schwarzen Fleck an der Nase bekommen (deshalb ihre Name Marilyn). Denn der war irgendwann plötzlich da und als ich sie damit sah wusste ich, DIE MUSS zu uns kommen :-). Sie hat eben mit allen Tricks gearbeitet :lol:.

Wie dem auch sei. Das Leben mit ihr ist nicht einfach. Aber ich bin mir sicher, es wird wieder alles gut werden. Es ist eben die Hoffnung die uns durch die Krankheit trägt.

Ich bin mir sicher, dass jeder Besitzer eines Epi-Hundes ähnliches erlebt.
LG Beate mit Marilyn, Saluki *20.05.17, 21,5 Kg, kastr.
seit 30.01.20 Phenoleptil bzw. Aphenylbarbit 2x75mg (8/20 Uhr)
ab 30.6.20 Kaliumbromid ab 1.3.23 300mg (abends)
ab 23.8.21 Pleurotus Pilz 1 Kapsel
seit 4.9.22 Forthyron 400/400ug (6/18 Uhr)
Vit B, Lebertran, Seealgen

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letzter Anfall: 3.5.23

medizinischen Tipps immer mit dem TA/THP absprechen
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Cabaru
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Re: Gedanken zum Leben mit und FÜR einen EPI-Hund

Beitrag von Cabaru »

Ich habe irgendwo mal einen Spruch gefunden, den ich seitdem nicht mehr aus dem Kopf kriege...

Du hast dieses Leben bekommen, weil du stark genug bist, es zu leben

Wir sind stark für diese fantastischen, einzigartigen Fellnasen, die uns jeden einzelnen Tag so viel zurückgeben.
Auch wenn es manchmal nicht die besten Tage sind, meinen Hund möchte ich nicht eine Sekunde davon vermissen...
🙏🫶
LG Susanne und Rudi,
europ. Schlittenhund, 33,4kg, * 21.05.13
Pexion abgesetzt
Phenoleptil 2xtgl 87,5 mg , Novomineral Neuro, Taurin, Pleurotus, Algenöl, Vitamin B-complex, Grünlippmuschel, Lebertran, Meeresalgen
Augen: PRA (progressive Retinaatropie), Sekundärglaukom, mature Katherakt mit Linsensubluxation beidseitig, Therapie: Travoprost, Azopt, Acular je 2x tgl
Letzter Anfall/Serie 20.07.24
Alle medizinischen Tipps mit TA/TK abklären
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Marilyn
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Re: Gedanken zum Leben mit und FÜR einen EPI-Hund

Beitrag von Marilyn »

So ist es! Ich möchte Marilyn nicht mehr missen. Sie ist auf ihre ganz eigene Art eine ganz besondere Hündin. Und sie sollte zu uns kommen. Erst heute hatten wir es wieder davon.
LG Beate mit Marilyn, Saluki *20.05.17, 21,5 Kg, kastr.
seit 30.01.20 Phenoleptil bzw. Aphenylbarbit 2x75mg (8/20 Uhr)
ab 30.6.20 Kaliumbromid ab 1.3.23 300mg (abends)
ab 23.8.21 Pleurotus Pilz 1 Kapsel
seit 4.9.22 Forthyron 400/400ug (6/18 Uhr)
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Bine
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Re: Gedanken zum Leben mit und FÜR einen EPI-Hund

Beitrag von Bine »

Ich lebe für mich
Das durfte ich unendlich schmerzhaft lernen als meine älteste Tochter vor 6 jahren plötzlich im Alter von 25 Jahren starb
Darum und aus vielen anderen Erfahrungen lebe ich mit meinem epihundsi
Missen, niemals, mein Mann und ich hatten nach den 5 af wieder mal diskutiert, für uns beide war klar, auch wenn Diego schon epi gehabt hätte bei unserem Kennenlernen, wir hätten ihn trotzdem genommen. Er ist uns im Zwinger angesprungen und hat uns mit dem fang festgehalten(geh nicht weg)
Da war mir gleich klar, das ist unser
Was wir machen können, tun wir für ihn, er gehört zu uns, er ist unser Familienmitglied. Und wir tun es mit Liebe für ihn.
Die Hilflosigkeit ist für mich das allerschlimmste
Bei 4 Kindern lebt man immer lösungsorientiert, das funkt aber hier nur sehr begrenzt, oft kein Auslöser erkennbar........
Wenn ich ihn ansehe mit diesen meds vollgestopft, und er traurig, gestont und abwesend durch mich durch blickt zerreißt es mir fast das Herz.
Wo ist der unendlich lebenslustige quirrlige Diego geblieben, der jede kasperei mitgemacht hat, oder sich ständig iwas einfallen hat lassen um Aufmerksamkeit zu bekommen....
Wir geben nicht auf, wir haben noch weit nicht jede Möglichkeit ausgeschöpft.

Und es gibt immer etwas schlimmeres
Und Hoffnung gibt es auch immer
Und man bekommt im Leben immer so viel wie man verkraften kann
Und wir lieben Diego so sehr
Diego, Magyar Vizsla geb. 19.7.21, 30 kg
1. Anfall, Sommer 23
Pheno 300mg , Gabapentin Hexal 300mg
6 mg Spermidin, tcm Öl
Ab 21.7. 350 pheno, 600 gaba
Ab 22.7. Kalium bromid 600 mg dazu
Dj und Paula über der Regenbogenbrücke

Bei med. Fragen immer mit dem Tierarzt Rücksprache halten
LG Bine
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Beata
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Re: Gedanken zum Leben mit und FÜR einen EPI-Hund

Beitrag von Beata »

Liebe Bine, das tut mir sehr leid, das so zu lesen.

Ich möchte dich nur darauf aufmerksam machen, dass dies hier eine öffentlich einsehbare Rubrik ist (siehst du enn du den Titel der Rubrik siehst, da steht (öffentlicher Bereich).
Solltest du das hier nicht haben wollen, kopiere es einfach in dein Tagebuch oder nimm die persönlichen Sachen raus... *maldrück*
Beata mit Hannemann und Lienchen
(Bajado, Fietemöpschen, Louis, Gretamäuschen, Basti-Kind, Tristan-Mann und verrückter kleiner Ostfriese Karlson, ..Ihr seid immer bei uns)

Alle medizinischen Tipps von mir immer mit dem TA absprechen!!
Bine
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Re: Gedanken zum Leben mit und FÜR einen EPI-Hund

Beitrag von Bine »

Danke beata
Ich weiß, aber es ist ok so für mich
Diego, Magyar Vizsla geb. 19.7.21, 30 kg
1. Anfall, Sommer 23
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